BERICHT Heyener blicken noch
länger in die Unterwelt Zweiter
Abschnitt der Straßensanierung beginnt, Ortsdurchfahrt gesperrt Text
und alle Fotos: Sabine Weiße
Heyen (saw).
Alle paar Meter Schotter- und Erdaushub, auf dem Fußweg zwischengelagerte Kanalrohrstücke
aus Stahlbeton und Ton, Spundwände, Barken im rot-weißen Streifendesign,
Umleitungsschilder, dazu Baggerketten-Gerassel und brummende Motoren ab 7 Uhr
morgens: Seit drei Wochen Heyens Unterdorf ist eine
große Baustelle. Der lange vorbereitete und von einigen Anliegern rege
diskutierte Ausbau der Kreisstraße 8 mit zeitgleicher Sanierung der
Kanalisation entlang der Esperder Straße läuft. „Das Projekt erfordert eine
gute Abstimmung zwischen dem Wasserverband und dem Landkreis Holzminden als der
Behörde, die für den Straßenausbau zuständig ist. Zudem sind alle Beteiligten
bemüht, die Beeinträchtigungen für die Bürger, für Landwirte und
Gewerbetreibende so gering wie möglich zu halten“, erklärt Bürgermeister
Michael Zieseniß. Selbst Anwohner, hat er quasi am Küchentisch die
Baufortschritte jederzeit bestens im Blick. „Wir liegen gut in der Zeit“, ist
Schachtmeister und Polier Martin Windel zufrieden. Der Mann in Schwarz ist
Koordinator und Ansprechpartner vor Ort, auch für die Bürger.
Mit einem Zehn-Mann-Team, zwei
maisgelben Baucontainern, den nötigen Gerätschaften und mobiler Toilette hat
sich die Negenborner Baugesellschaft für die
nächsten Monate in Heyen eingerichtet. Das erste große Loch im
Kreuzungsbereich „Neuer Weg“ ist schon wieder provisorisch geschlossen. „In
diesem Bereich waren die Rohre porös, mussten erneuert werden“, so Martin
Windel. Zum in diesen Tagen einsetzenden Ernteverkehr herrscht wieder freie
Fahrt in Richtung Getreidelager am Neuen Weg – perfektes Timing. Stark
sanierungsbedürftig ist auch der vor dem Grundstück Nummer 10 (Wessel)
verlaufende Abschnitt des verrohrten Gewässers, wie es im Amtsdeutsch heißt.
Seit Tagen wächst und wächst die
Grube hinauf ins Dorf, gewährt immer wieder neue Einblicke in die verrohte
und verkabelte „Unterwelt“. Das Projekt „Sanierung Esperder
Straße“ umfasst insgesamt vier Abschnitte, wobei zunächst die Kanal-, später
die Straßenbauarbeiten auf dem Plan stehen. An den Abschnitt eins (Ortseingang
aus Richtung Esperder Straße bis Einmündung Kleine Straße/Feuerwehrhaus) kann
Schachtmeister Windel vorläufig einen Haken machen. „Hier sind 100 Meter
Schmutzwasserkanal inclusive des
Hauptkontrollschachtes und bisher fünf Hausanschlüsse erneuert.“ Etwa 1,50 Meter
tief im Erdreich liegen die Rohre, der niedrige Grundwasserspiegel sorgte für
Mehrarbeit. „Wir mussten das Wasser abpumpen.“ Und das Umpumpen des
Schmutzwassers über eine lange Schlauchleitung während der Rohrtauschphase
„war verständlicherweise keine ganz so schöne Arbeit“. Während sich die
Bauarbeiter durch das Erdreich wühlen, zwängt sich der Verkehr durch die enge
Kleine Straße.
Mittlerweile hat sich das schwere Baugerät
Richtung Ortszentrum vorgearbeitet - und mit Wochenbeginn geht’s an Abschnitt
zwei. „Dafür wird in den nächsten Tagen der Bereich vom Einmündungsbereich
Kleine Straße bis zum Neuen Weg für den Verkehr voll gesperrt“, kündigt
Bauleiter Martin Windel an. Dass es für diesen Bereich keine
innerörtliche Umleitungsstrecke gäbe, sei für die Linienbusse, für den
Berufsverkehr und den Handel „sehr unschön“, kommentiert Bürgermeister
Michael Zieseniß. „Aber während der Sommerferien sicherlich noch am ehesten
zu verschmerzen.“ Eine Ersatz-Bushaltestelle ist am ehemaligen Gasthaus
eingerichtet, Fahrplanverzögerungen sollten einkalkuliert werden. Bereits
wenige Meter hinter dem Ortsschild von Esperde ist die Umleitung über Brockensen angezeigt.
Mit Fassung trägt das Team der
Bäckerei Baxmann die bevorstehende Vollsperrung:
Der jährlichen Sommerurlaub orientiert sich diesmal am Baufortschritt. „Wir
schließen am 18. Juli und sind am 8. August wieder für unsere Kunden da“,
teilt Hannelore Baxmann mit und schiebt nach: „Bis
zum Urlaub sind wir natürlich zu Fuß zu erreichen.“ Und was sagt die
Kundschaft über die vergleichsweise große Baustelle? „Alles halb so wild. Man
muss sich ja nun einmal damit arrangieren.“ Hin und wieder dringen durchaus
Beschwerden ans Ohr von Martin Windel. „Staub, Sand, zugeparkte Randstreifen
– das stört manche Anwohner. Und wenn ein Kipper nicht schnell genug ablädt
und die Straße wieder frei macht, dann wird auch schon einmal ungeduldig
gehupt. Aber wir tun auch nur unsere Arbeit und versuchen, Verschmutzungen
und Verzögerungen so minimal wie möglich zu halten.“ Andererseits gäbe es
großes Interesse am Geschehen vor der Haustür. „Manche fragen uns fast das
sprichwörtliche Loch in den Bauch“, schmunzelt der Bauleiter. „Aber wir
erklären gern, was wir tun.“ Manchmal ist der Lohn für so viel
Auskunftsfreude sogar ein Blech frisch gebackener Zuckerkuchen und Kaffee
satt für alle, den eine Anwohnerin spontan spendiert. |